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Ubiquitous Working – Gezielte Nutzung von Kontextfaktoren zur Verbesserung der Arbeitsqualität

Ubiquitous Working, die Flexibilität für WissensarbeiterInnen Arbeitsort und -zeit prinzipiell frei zu wählen, ermöglicht es, die Arbeitsumgebung auf die Anforderungen der Arbeit abzustimmen und so effektiver zu arbeiten.


Download: wissens.blitz (146)

Welche Faktoren beeinflussen die Arbeitsleistung?

Einfluss von Umweltfaktoren auf Arbeitsleistung

Ein etablierter Forschungsgegenstand der Umweltpsychologie ist der Einfluss von Umgebungsfaktoren auf die Arbeitsqualität und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden. So wurde zum Beispiel in mehreren Fallstudien festgestellt, dass eine Umgestaltung von Büroräumen entsprechend den Bedürfnissen der Angestellten, z.B. mit Großraumbüros, dem Einsatz von Raumteilern zur Gestaltung von Arbeitsplätzen und ergonomischen Büromöbeln zu besserer Arbeitsleistung und Zufriedenheit der Mitarbeitenden führte. Auch die Kommunikation und Arbeit im Team konnte so positiv beeinflusst werden.

Aufgaben mit bestimmten Anforderungen werden gezielt durch die Umgebung beeinflusst. So wurde in experimentellen Studien gezeigt, dass Pflanzen, ein nicht zu überfüllter Arbeitsplatz und direkter Fensterblick sich positiv auf die Leistung bei kreativen Tätigkeiten auswirken.

Andere Befunde zeigen, dass einfache, monotone Aufgaben weniger von der Anwesenheit anderer Personen beeinträchtigt werden als komplexe Aufgaben. Für komplexe Aufgaben bevorzugen Personen hingegen private Arbeitsplätze, an denen sie weniger abgelenkt sind.

Persönlichkeitsunterschiede

Doch diese Faktoren müssen nicht für alle Personen gleich wirken. Es gibt Hinweise darauf, dass Persönlichkeitsunterschiede mit Umweltfaktoren interagieren können. So fanden sich z.B. die erwähnten Ergebnisse der verbesserten Leistung einfacher Aufgaben in nicht-privaten Bürosettings v.a. für männliche, introvertierte Studienteilnehmer.

Anwendung in Ubiquitous Working

Die Bedeutung von Umweltfaktoren für die Arbeitsleistung erhält durch den aktuellen Trend des Ubiquitous Working, also des Arbeitens zu jeder Zeit von jedem Ort (siehe auch wissens.blitz (141)), eine besondere Relevanz. Ausgehend von den eben beschriebenen Befunden ergeben sich mit Ubiquitous Working ganz neue Möglichkeiten: So lassen sich gezielt bestimmte Orte aufsuchen, die sich positiv auf die Erfüllung einer spezifischen Aufgabe auswirken. Da Aufgaben mit unterschiedlichem Anforderungsprofil von jeweils anderen spezifischen Umwelten profitieren könnten, würde es Ubiquitous Working ermöglichen, Ort und Aufgabe aufeinander abzustimmen.

So könnten auch interindividuelle Unterschiede viel besser berücksichtigt werden. Diesem Potenzial wendet sich die Forschung allerdings erst langsam zu.

Die neue Flexibilität, die Ubiquitous Working ermöglicht, lässt sich nutzen, um Aufgaben und Umgebung passend aufeinander abzustimmen:

  • Ziehen Sie sich bei komplexen Aufgaben, bei denen Ihre gesamte Aufmerksamkeit gefordert ist, an ruhige Orte zurück, an denen Sie nicht gestört werden.
  • Nutzen Sie vor allem bei einfachen Tätigkeiten die Gelegenheit, mit Ihren Kolleginnen und Kollegen gemeinsam an einem Ort zu arbeiten. Hier bietet sich die Möglichkeit zum informellen Austausch, welcher Ihre Kommunikation und Zusammenarbeit im Team verbessern kann.
  • Probieren Sie für Aufgaben, bei denen Ihre Kreativität gefragt ist, auch einmal andere Orte als Ihren gewohnten Arbeitsplatz aus. Gut geeignet sind Orte mit Bezug zur Natur, sei es in Form von Pflanzen oder dem direkten (Fenster-)Blick in die Natur.

 

Literaturnachweis:  Block, L. K., & Stokes, G. S. (1989). Performance and Satisfaction in Private versus Nonprivate Work Settings. Environment and Behavior, 21(3), 277–297.
Dul, J., Ceylan, C., & Jaspers, F. (2011). Knowledge workers’ creativity and the role of the physical work environment. Human Resource Management, 50(6), 1–36.

Zitieren als:  Renner, B. (2014). Ubiquitous Working – Gezielte Nutzung von Kontextfaktoren zur Verbesserung der Arbeitsqualität. wissens.blitz (146). https://wissensdialoge.de/kontextfaktoren