wissens.dialoge

Lean In Discussion – Format und Erfahrungsbericht

Vor kurzem besprach ich in einem Wissensdialog das Buch „Lean in“ von Sheryl Sandberg. Neben dem Buch bietet Sheryl Sandberg auf ihren Webseiten einen Discussion Guide, der Frauen zum Austausch von Erfahrungen untereinander anregen soll. Der Guide enthält Fragen zu diversen beruflichen und privaten Überzeugungen und Handlungsweisen, die aus Sandbergs Sicht zur Unterpräsentation von Frauen in Führungspositionen beitragen.

In der Vorbereitung des WoCaNet Symposiums 2014 – eine Veranstaltung für Nachwuchswissenschaftlerinnen – war das Organisationsteam auf der Suche nach einer Alternative zur klassischen Paneldiskussion. Das Hauptziel war es, die Diskussion lebendiger und gewinnbringender für alle Teilnehmerinnen zu gestalten. Sie sprachen mich an und ich entwarf ein neues Format inspiriert durch den Lean In Discussion Guide. Da alle Teilnehmerinnen beteiligt werden sollten, gab es zunächst 15 Minuten Zeit, in 3-4er Gruppen 4 verschiedene Fragenkomplexe zu diskutieren. Die ausgewählten Fragen beschäftigten sich beispielsweise damit, wie die Teilnehmerinnen Haushalts- und Betreuungsaufgaben in ihren Partnerschaften aufteilen, in wie weit sie sich in beruflichen Entscheidungen von der Tatsache beeinflussen lassen, dass sie eines Tages Kinder haben werden, oder wie sie sich in Verhandlungen mit Vorgesetzten erleben. Dann stellten wir diese Fragenkomplexe nacheinander vor und baten die Anwesenden ihre Diskussionsimpulse aus den Kleingruppen mit allen zu teilen.

Das war ein großartiges Erlebnis! Alle ca. 100 Teilnehmerinnen beteiligten sich äußerst lebhaft zunächst an den Kleingruppendiskussionen. Auch die Impulse, die sie dann mit dem gesamten Teilnehmerkreis teilten, waren spannend und divers. Darunter waren allgemeine Erkenntnisse, aber auch sehr persönliche Erfahrungen. Die Diskussion wurde mit sehr viel Respekt vor den individuellen Entscheidungen und unterschiedlichen kulturellen Hintergründen geführt. Auf persönliche Herausforderungen folgten Ermutigungen basierend auf eigenen Erfahrungen.

Verantwortlich für den Erfolg des Formats war aus meiner Sicht, dass wir zu Beginn klar die Regeln für die Diskussion definierten – u.a. verpflichteten wir alle Teilnehmerinnen zur Verschwiegenheit über persönliche Erzählungen. Außerdem informierten wir einige der Teilnehmerinnen im Vorhinein über das Konzept und baten sie um Initiative beim Teilen der Diskussionsimpulse aus den Kleingruppen, um die Diskussion im gesamten Teilnehmerkreis in Gang zu bringen. Von Vorteil, wenn auch von uns nicht beeinflusst, war aus meiner Sicht auch, dass der Teilnehmerkreis sehr interkulturell zusammengesetzt war. Zudem waren sehr erfahrene, erfolgreiche Frauen – die Vortragenden auf dem Symposium – unter den Teilnehmerinnen.

Für einen wundervollen Abschlussmoment sorgte das Graphical Recording des Diskutierten. Auf diese Weise entstand ein ca. 3×2-Meter großes Bild, das, zusätzlich zur lebhaften Diskussion, hoffentlich allen Teilnehmerinnen in Erinnerung bleibt. Mir jedenfalls wird dieses Erlebnis lange in Erinnerung bleiben und ich freue mich schon jetzt darauf, dieses Format auf dem nächsten Symposium im Frühjahr 2016 zu wiederholen – insofern mich die veranstaltenden Doktorandinnen und Postdoktorandinnen wieder dazu einladen. Aber vielleicht wollen sie auch was Neues ausprobieren.

Wenn Sie nähere Informationen über das Veranstaltungsformat möchten, kontaktieren Sie mich gern!