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Teams entwickeln und Teamtage gestalten

Die Arbeit in einem Team kann anstrengend sein und nicht immer ziehen alle Teammitglieder an einem Strang. Dabei können funktionierende Teams sehr gute Arbeitsergebnisse liefern und ernorm zum Unternehmenserfolg beitragen. Ein Team funktioniert dann gut, wenn die Teammitglieder zusammenarbeiten, sich gegenseitig unterstützen und ein gemeinsames Ziel verfolgen. Meistens verfolgt jedes Teammitglied unterschiedliche Arbeitsaufgaben und diese Einzelleistungen müssen dann zu einem Gesamtergebnis aggregiert werden.

Teams entwickeln sich unterschiedlich schnell und durchlaufen dabei verschiedene Phasen (vgl. Nerdinger, 2011):

Zunächst lernen sich alle Teammitglieder kennen, üben sich in Zurückhaltung und schauen sich im Team um. Dann werden allerdings schnell erste Konflikte sichtbar und es findet eine erste Rollenverteilung statt. Macht und Status werden geklärt. In der dritten Phase entwickeln sich dann die Teamnormen und Erwartungen an die gemeinsame Arbeit. Erst in der vierten Phase beginnt ein Team dann, seine Arbeitsaufgaben zu lösen.

Effektive Teamarbeit hängt also entscheidend von diesem Entwicklungsprozess ab. Die Anfangsphase der Teamfindung kann unter Umständen sehr lange dauern. Macht- und Statusgerangel können nicht überwunden werden, es findet keine sinnvolle Rollenverteilung statt oder es entwickeln sich ungünstige Teamnormen, die zu schlechten Arbeitsergebnissen führen. Teamarbeit birgt ein erhebliches Potential, trotzdem sind allerdings oft dysfunktionale Teams zu beobachten.

Um die Entwicklung eines Teams positiv zu beeinflussen, macht es daher Sinn, den Teamentwicklungsprozess professionell zu begleiten.

Um dem Team bei der Rollenfindung zu helfen und diverse Machtkämpfe zu vermeiden, kann es sehr hilfreich sein, die Fähigkeiten und Kenntnisse der Teammitglieder explizit zu machen. Das Team könnte sich bspw. zwei Stunden Zeit nehmen und gemeinsam anhand von verschiedenen Übungen die Interessen und Fertigkeiten der einzelnen Teammitglieder erörtern und diese für alle Teammitglieder sichtbar und zugänglich machen.

Sind die Rollen im Team bereits verteilt, kann es sinnvoll sein, diese durch bestimmte Übungen „aufzudecken“ und zu hinterfragen. Rollen bilden sich oft implizit, also ohne dass die Rolle offen angesprochen wird. Den Teammitgliedern ist meistens trotzdem klar, wer welche Rolle inne hat, aber gerade bei dysfunktionalen Teams kann ein Aufdecken der Rollenverteilung der erste Schritt in eine effektivere Zusammenarbeit sein.

Bei Teams, die bereits lange zusammenarbeiten, mittlerweile aber neue Teammitglieder aufgenommen haben oder schon länger nicht mehr effektiv arbeiten, kann es hilfreich sein, sich die Teamnormen und -werte genauer anzuschauen. Die Normen und Werte, die ein Team entwickelt hat, sind oft eine Mischung aus expliziten Anweisungen und Glaubenssätzen sowie impliziten Verhaltensweisen und Erwartungen. Hier können sich schnell Erwartungen festsetzen, die dazu führen, dass ein Team nicht mehr gut zusammenarbeitet und Teammitglieder vielleicht sogar krank werden. Oft sind die Teamnormen veraltet oder passen einfach nicht mehr zu einem sich verjüngenden Team. Und Normen werden meist nur von allen Teammitgliedern mitgetragen, wenn sie gemeinsam entwickelt wurden, oder wenn sie schon sehr erfolgreich und positiv gelebt werden. (Bzw. oft kann man auch das Negativbeispiel feststellen: Negative Teamnormen und -werte werden oft durch ein restriktives System innerhalb des Teams weitergegeben und eingehalten, da ein Verhalten entgegen der Teamnorm Sanktionen durch die anderen Teammitglieder nach sich ziehen würde. Ein solches Team arbeitet meist nicht mehr innovativ oder kreativ, sondern liefert nur noch Arbeit nach Vorschrift.)

Die Zusammenarbeit im Team kann bspw. in einem Workshop näher beleuchtet werden. Wichtig ist, dass ein gemeinsames Ziel erarbeitet wird, mit dem sich alle Teammitglieder identifizieren können. Im nächsten Schritt kann dann darüber diskutiert werden, wie man zusammenarbeiten möchte und inwiefern die bisherige Arbeit zufriedenstellend war. Daraus lassen sich meist direkt Teamwerte ableiten und durch die gemeinsame Diskussion werden die gegenseitigen Erwartungen sichtbar. Am Ende des Workshops sollten dann die gemeinsamen Ziele explizit dargestellt werden und weitere Schritte der Zusammenarbeit besprochen werden.

Oft fängt die eigentliche Arbeit dann erst an. Denn jetzt muss Energie in die Umsetzung dessen investiert werden, was im Workshop erarbeitet wurde. In einem solchen Workshop kann es auch passieren, dass sich Konflikte zwischen Teammitgliedern zeigen, die nicht innerhalb des Workshops gelöst werden können. Auch derartige Erkenntnisse sollten Sie als „Arbeitsauftrag“ verstehen und ins Konfliktmanagement einsteigen.

In jedem Fall lohnt es sich, die eigenen Teams von Zeit zu Zeit einmal unter die Lupe zu nehmen. Schauen Sie sich die Rollenverteilung im Team an und überprüfen Sie die Normen und Werte im Team. Gerade wenn Sie darauf angewiesen sind, dass Ihre Teams innovativ und effizient arbeiten, sollten Sie diese Punkte regelmäßig überprüfen und kontinuierlich an der Weiterentwicklung des Teams arbeiten. Denn auch ein vermeintlich funktionierendes Team macht eine Entwicklung durch und braucht hierbei von Zeit zu Zeit Unterstützung. (Wobei hier oft ein Teamtag pro Jahr ausreicht, um das Team aus der Metaperspektive zu betrachten und zu stärken.)

Welche Erfahrungen haben Sie mit Teamentwicklungsprozessen oder Teambuildigmaßnahmen? Ich bin gespannt auf Ihre Rückmeldung.

 

Literaturnachweis:
Nerdinger, F. W. (2011). Teamarbeit. In Arbeits-und Organisationspsychologie (pp. 95-109). Springer Berlin Heidelberg.